quinta-feira, 13 de agosto de 2015

Kurz vor dem Irak-Krieg, der Angriff der Amerikaner war nur noch eine Frage von Tagen, haderte Bagdads Vizepräsident Taha Jassin Ramadan mit den Zeitläuften und der politischen Weitsicht der westlichen Führungsmacht. "Warum bloß machen die Amerikaner das neben Syrien einzige laizistische Regime im Nahen Osten kaputt", zeterte der Stellvertreter des Gewaltherrschers vor europäischen Besuchern in seinem pompösen Ministerratsgebäude am Tigris, "wenn Saddam Hussein fällt, dann kommt es hier zum Chaos und am Ende zum Triumph dieser verrückten Islamisten und Terroristen."

Hm, vielleicht könnte das daran liegen, daß besagtes Regime ein faschistisches und deswegen laizistisches Regime war (haben Faschodiktaturen im allgemeinen so an sich, ein Blick in die Geschichtsbücher kann da sehr erhellend wirken)? Und das sollte dann doch eigentlich als Kriegsgrund ausreichen, oder etwa nicht? Umso mehr stellt sich die Frage, warum bloß macht der SPIEGEL den Aufbau der neben Israel ersten Demokratie im Nahen Osten schlecht, anstatt ihn zu unterstützen? Darauf gibt es drei mögliche Antworten, und keine davon vermag einen richtig zu beruhigen:

Theorie 1 - die materielle Erklärung: Da sich schlechte Nachrichten bekanntlich besser verkaufen als gute, wäre es für die Auflage tatsächlich vorteilhaft, wenn es im Irak "zum Chaos und am Ende zum Triumph dieser verrückten Islamisten und Terroristen kommt". Die Sorge um den Arbeitsplatz würde durchaus plausibel erklären, warum sich die Mitarbeiter des Hamburger Nachrichtenmagazins - wie an diesem Artikel wieder sehr gut zu sehen - die Nachrichten inzwischen regelrecht schlechtschreiben. Denn in den Zeiten von Hartz IV kann sich Otto Normalredakteur eine funktionierende arabische Demokratie schon rein finanziell gesehen schlicht und einfach nicht leisten. Also ist nur von Bombenanschlägen und toten GIs die Rede, nicht von neuen Schulen, steigendem Lebensstandard, Internetcafes und Wiederaufbau.

Theorie 2 - die ideologische Erklärung: Bei aller Ablehnung seiner oft etwas rustikalen Herrschaftsmethoden war Saddam Hussein doch trotz allem für viele immer auch ein Vorkämpfer des panarabischen Sozialismus und der nationalen Selbstbestimmung. Sein väterlicher Schnurrbart dürfte bei so manchem 68er wohlige Erinnerungen an vergangene heroischere Zeiten auslösen, und sei es nur als Beweis, daß ein Leben jenseits von kapitalistischer Ausbeutung möglich ist. Saddam's nationaler Sozialismus war immer auch Fleisch gewordener dritter Weg für die III. Welt. So konnten die weitverbreiteten antiamerikanischen Reflexe zusammen mit der Stilisierung des Ba'ath-Regimes zum letzten Hort des Widerstands gegen die Amerikanisierung der Welt jene kongeniale Verbindung eingehen, in der sich dann endlich pubertäre Gewaltphantasien offen mit abgeklärtem Alterspazifismus mischen durften.

Theorie 3 - die fachliche Erklärung: In Zeiten, wo schon die Programmierung eines Videorecorders intelligente Mitmenschen vor unlösbare Probleme stellt, kann man nicht von jedem Redaktionsneuling erwarten, komplexe Zusammenhänge verstehen, geschweige denn korrekt wiedergeben zu können. Auch die Teilnahme an einem Proseminar zum Thema Friedens- und Konfliktforschung während des Journalistikstudiums befähigt nicht zwingend zu einer intellektuell angemessenen Beschäftigung mit, sagen wir, der Strategie der US-Streitkräfte bei Operationen gegen die terroristische Infrastruktur in Falludscha. Und so erringen wie Tontauben abgeschossene Islamofaschisten Sieg auf Sieg, der Terror gegen die irakische Zivilbevölkerung wird zum Widerstand gegen die Besatzer, aus einem stadtbekannten Terroristentreff wird ein Wohngebiet und aus alliierter Rücksichtnahme auf Zivilisten eine militärische Niederlage. Na, dann siegt mal schön.


Und wo ich gerade dabei bin: Diesen so brillianten wie auch bewegenden Artikel zum Rückzug der amerikanischen Truppen aus Europa MUSS man einfach gelesen haben! Ist zwar schon ein paar Wochen her, aber immer noch brandaktuell. Schade, daß es diesen Text nicht auf deutsch gibt, weil gerade hierzulande sollte er Pflichtprogramm sein.

Wo wir gerade bei den Vereinten Nationen sind - hier ist ein hervorragender Artikel aus der New York Times (!), der allen pazifistischen Gesinnungsethikern, weltfremden Kulturrelativisten und sonstigen UNO-Enthusiasten, also all den (un?)freiwilligen Steigbügelhaltern von Terror und Völkermord, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Falls sie noch so etwas wie Schamgefühl besitzen.

Die Basis jeder Reform wäre es, wenn die UN insgesamt, als Weltorganisation, die für die Herrschaft des Rechts sorgen möchte, größere Anerkennung fände. Anerkennung zumal in Washington.

Wenn die UNO für die Herrschafts des Rechts sorgen möchte, dann muß sie nur die Statthalter der ganzen despotischen Terrorregime rausschmeißen und sich stattdessen für die Unterstützung der demokratischen Opposition in den betroffenen Ländern einsetzen. Sie muß sicherstellen, daß Gerechtigkeit und Moral Grundlage der Entscheidungen werden anstelle von Feigheit und Heuchelei. Fehlentscheidungen müssen - auch in der Vollversammlung - mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden können. Sie muß ferner sicherstellen, daß sie im Konflikt zwischen Demokratie und Diktatur immer auf seiten ersterer steht. Und ihre Beschlüsse muß sie dann auch gegen den Willen irgendwelcher Tyrannen durchsetzen können.

Also z.B. eine klare und eindeutige Parteinahme zugunsten Israels und Taiwans anstatt Beifall für jene Diktaturen, die ganz offen die Zerstörung dieser Länder betreiben. Oder auch die vorbehaltlose Unterstützung der USA bei der Demokratisierung des Nahen Ostens, inkl. des Einsatzes militärischer Mittel als letzte Option, falls die bisherigen Gewaltherrscher ihrer Entmachtung nicht zustimmen sollten. Und kein Zögern mehr bezüglich der Ruandas und Darfurs dieser Welt, sondern schnelle Hilfe für die Opfer, ohne erst die Täter um Erlaubnis zu fragen. Mit anderen Worten, die UNO muß nur all das über Bord werfen, an was sie all die Jahre geglaubt hat. Dann kommt die Anerkennung - auch die der USA - von ganz alleine.


Die Prognose? Oh, ja, sie schwankt, und der Bush-Messer schwankt mit ihr. Heute war Sonnenschein und da sah die Welt gut aus und da dachte der Bush-Messer, vielleicht schafft er es ja doch, der Kerry. Dann saß der Bush-Messer oben auf der Terrasse im "Hotel Washington" und ließ seinen Blick übers kleine, schöne Weiße Haus schweifen und plötzlich kam es ihm so vor, als sei Bush so mit seiner Residenz verwachsen, dass er sich nicht daraus entfernen lassen wird.

Peinlich, peinlich. Da hat der leitende Redakteur wohl gepennt. Sonst wäre sowas nicht in die neueste Ausgabe von SPIEGEL online gerutscht. Denn das ist nichts anderes als die "smoking gun", die beweist, daß man die journalistische Unabhängigkeit des SPIEGEL in der Pfeife rauchen kann. Jetzt ist es also offiziell: Der SPIEGEL unterstützt ganz offen Kerry. Wer die Aussagekraft der USA-Berichterstattung und hier speziell das Bush-Messer noch ernst genommen haben sollte, sollte spätestens jetzt wissen, wo der SPIEGEL seine Aktien hat.